Neurofilament-Leichtketten

Synonyme
Kürzel: NFL
Material
Klinische Indikation
Neurofilament-Leichtketten (NfL) sind ein neuer Marker, der aus Serum gemessen wird und einen axonalen Schaden anzeigen kann. Der Testhersteller Siemens nennt im Verwendungszweck Therapiemonitoring von schubförmiger Multipler Sklerose. Ein Anstieg kann auch durch viele andere Erkrankungen ausgelöst werden. NfL stammen ausschließlich aus dem Zytoplasma von Neuronen und zeigen daher einen gewebespezifischen Schaden an. Sie lassen sich deshalb in Analogie als die „Troponine für die Axone“ bezeichnen. Neurofilament-Leichtketten sind bei einer Vielzahl neurologischer Erkrankungen erhöht. So haben Patienten mit Multipler Sklerose höhere NfL-Spiegel. Bei dieser Gruppe korreliert der NfL-Spiegel mit der Krankheitsaktivität und sowohl mit klinischen als auch mit radiologischen Veränderungen. Ein Therapieansprechen zeigt sich frühzeitig an sinkenden NfL Konzentrationen im Serum. Andere neurologische Erkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose, Apoplex, frontotemporale Demenz oder eine HIV Enzephalopathie zeichnen sich durch sehr hohe NfL Konzentrationen aus [1]. Alzheimer Demenz und Parkinson führen zu weniger ausgeprägten NfL Anstiegen. Primär psychiatrische Erkrankungen zeigen geringere NfL Konzentration [2]. Daher liefert die NfL Höhe bei Symptomen wie Gedächtnisstörungen wichtige Hinweise zur Unterscheidung zwischen einer neurodegenerativen und einer psychiatrischen Ursache.
Nach einem Herzstillstand weisen höhere Serum NfL Spiegel auf gravierendere neuronale Folgen hin. Die Sensitivität von NfL ist dabei traditionellen Untersuchungsmethoden wie ECG oder CT und anderen Markern wie NSE oder S100 überlegen [3]. Bei Schädel-Hirn-Trauma, auch im Rahmen von Sportarten wie Fußball, Hockey oder Boxen, steigen NfL an. Auch hier scheint die Höhe des Anstiegs mit dem Schweregrad des Traumas und der Prognose zu korrelieren [4-5].
Beurteilung
Eine Reihe von chronischen Erkrankungen wie HIV, Diabetes Mellitus, insbesondere mit Polyneuropathie, Hypertonie und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren sind mit leicht erhöhten NfL Spiegeln assoziiert. Auch ohne definierte Erkrankung steigt mit dem Alter die NfL-Konzentration im Blut an. Vor allem ab 60 Jahren nimmt die Streubreite der Konzentration von Patient zu Patient zu. Bei eingeschränkter Nierenfunktion (v.a. ab einer GFR < 60) ist mit deutlich höheren Spiegeln zu rechnen. Schwangere weisen ebenfalls höhere Konzentrationen auf. Bei einem hohen Body-Mass-Index ist - wahrscheinlich wegen eines erhöhten Blutvolumens - mit geringeren NfL Leveln zu rechnen. Wegen dieser unterschiedlichen Einflussfaktoren ist eine Beurteilung im Verlauf aussagekräftiger als feste Grenzwerte.
Nachforderungsfrist
7 Tage
Stand
2024-12-02